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Geschichtsträchtiges Seebachtal (Überblick)

Barbara Fatzer, Amt für Archäologie des Kt. Thurgau

Das Gebiet mit seinen Dörfern Hüttwilen, Nussbaumen, Uerschhausen samt Kalchrain liegt überaus reizvoll zwischen sanften Hügeln und den drei Seen. Dazu gehört die unverstellte Fernsicht bis in die Alpen. Diese Gegend hat die Menschen seit jeher angezogen. Kein Wunder, dass sich bereits in der Mittelsteinzeit (8'500 v. Chr.) Menschen für die Jagd und auf Nahrungssuche kurzzeitig in den noch weitgehend sumpfigen Niederungen niederliessen.

Ideales Siedlungsgebiet

Festen Wohnsitz nahmen in der reich gegliederten Seenlandschaft dann die Menschen in der Stein- und Bronzezeit. Hier rodeten sie Boden, der fruchtbares Ackerland abgab, sie jagten in den dichten Wäldern und fischten in den damals noch grösseren Seen. Die am besten erforschte Siedlung der Pfyner Kultur (ca. 3800v. Chr.) liegt heute am Grund des Nussbaumersees, da inzwischen der Wasserspiegel gestiegen ist. Von 2700 bis 800 v. Chr. bauten um den Nussbaumersee Menschen immer wieder ihre Häuser. Auf Uerschhausen-Horn war eine bronzezeitliche Siedlung gut geschützt. Am Ende dieser Zeit zählte sie gegen 150 Gebäude (Grabungen 1970, 1985–1990). Somit gehört dieses Bronzezeit-Dorf zu den grössten Niederlassungen im weiteren Bodenseeraum! Wegen erneutem Seeanstieg musste dieser Siedlungsplatz aufgegeben werden.

Villa zugänglich

Bessere klimatische Verhältnisse verlockten die hier anwesenden römischen Armeeveteranen, sich länger im Seebachtal niederzulassen. Effizient geführte Landwirtschaftsbetriebe - wie der Gutshof auf Stutheien oder Betbur/Ifang - versorgten die ansässige keltisch-römische Bevölkerung im nahe gelegenen Tasgetium (Eschenz) oder Ad Fines (Pfyn) mit Getreide, Fleisch und anderen Bauernhof-Produkten. Die Villa Stutheien war mit einem Hypocaust (Bodenheizung!), Bad und Wandmalereien ausgestattet. Gegen Ende des 2. Jahrhunderts n.Chr. wird die Villa samt Ökonomiegebäuden errichtet worden sein und war bis ins 3. Jahrhundert bewohnt. Ausgegraben hat sie 1928 der Kantonsarchäologe Karl Keller-Tarnuzzer. Deren Grundmauern sind heute noch sichtbar.


Burg und Kloster

Vom Frühmittelalter an sind Siedlungsspuren spärlicher, verschiedene Gräber aber bezeugen die Anwesenheit von neuen Dorfbewohnern, jetzt alemannischer Herkunft. Der Ortsname 'Hüttwilen’, dessen Endung von 'wîllare' (lateinisch 'villaris') kommt, belegt, dass hier ab 8. Jahrhundert Menschen wieder dauerhaft siedelten. Die erste gesicherte Erwähnung von 1255 lautet: Hútewiler und bedeutet: 'Besitz, Hof von Hutto'. Sowohl in diesem Dorf wie in Nussbaumen entstehen nach 1000 die ersten Kirchen. Auf der Anhöhe von Kalchrain wird anfangs des 14. Jahrhunderts das Zisterzienserinnen-Kloster gegründet, das bis 1848 bestand. Die heutigen Gebäude stammen aus dem 18. Jahrhundert.

Ein weiteres historisch bedeutendes Bauwerk ist die heutige Ruine Helfenberg beim Hasensee. 1331 wird die damalige Wasserburg, ein Lehen des Klosters St. Gallen, zum erstenmal erwähnt. Archäologische Sondierungen 1980 ergaben, dass die Burg wohl hundert Jahre früher erbaut wurde. Bereits anfangs des 15. Jahrhunderts wurde die Anlage nicht mehr bewohnt, wohl aber wechselte das zugehörige Land mehrfach die Besitzer, zu denen auch das Kloster Ittingen gehörte. 1978 übernahm die Ruine der Kanton Thurgau zum symbolischen Preis von 1 Franken!

Neue Kirchen

Nach der Reformation (1529) nutzten beide Konfessionen bis 1961 das Gotteshaus von Hüttwilen, dann bauten sowohl die Katholiken wie Reformierten je ihre eigene Kirche: St. Franziskus (und Patronin Heilige Margaretha) wurde vom Architekten Justus Dahinden am früheren Kirchenstandort geplant. Fresken aus der alten Kirche, heute unter Bundesschutz, sind hier wieder zu sehen. Die evangelische Kirche ist 1963 unter Leitung von Adolf Kellermüller fertig gestellt worden.

In Nussbaumen stand bereits um 1000 eine Kapelle (St. Leonhard) als Filialkirche von Stammheim. 1524 trat die ganze Gemeinde zum neuen Glauben über. 1667 vergrösserte man den Kirchenbau, wobei ein Teil der Fresken aus dem 14. Jahrhundert zerstört wurde. Nach einer grösseren Renovation des Kirchenbaus 1952 ist ein Teil dieser Malereien wieder zu sehen.

Kulturtipp

Da die Gemeinde Hüttwilen so viele geschichtliche Denkmäler aufweist, hat das Amt für Archäologie an drei Stellen Informationstafeln aufgestellt:

  • beim Nussbaumersee "Das bronzezeitliche Dorf Ürschhausen-Horn"


  • bei der Ruine "Die mittelalterliche Ruine Hüttwilen-Helfenberg"
  • bei Stutheien "Die römische Villa von Hüttwilen-Stutheien"

    einzusehen auch auf dem Internet: www.archaeologie.tg.ch unter: "Tafeln im Gelände"